Rezept für Bewegung sollte Reha gleichgestellt werden

Köln – Viele Patienten setzen die Aufforderung ihrer Ärzte, sich mehr zu bewegen und allgemein einen gesünderen Lebensstil zu pflegen, nur unzureichend um. Erfolgs­faktoren für eine bessere Therapietreue in diesem Bereich hat Deutsche Sport­hochschule Köln untersucht und zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund darüber berichtet.

Die Wissenschaftler beziehen sich dabei auf das Rezept für Bewegung. Seit mittlerweile sechs Jahren können Ärzte ihren Patienten mit diesem Formular nebst den dazugehörigen Info-Flyern, Internet-Datenbanken und Broschüren den Weg zu einem zertifizierten Sport-Pro-Gesundheit-Angebot im Verein erleichtern.

Laut den Untersuchungen des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthoch­schule Köln nehmen die Patienten die Ärzte zwar als vertrauenswürdige Berater in puncto Gesundheit und Bewegung wahr, aber offenbar hindern vor allem Alltags­probleme bei der Umsetzung. „Was so ein Rezept nicht aus dem Weg räumen kann, sind die Handlungsbarrieren“, erläuterte Jens Kleinert von der Deutschen Sporthochschule Köln.

„Vielleicht weiß ein Mensch nicht, wie er das mit dem Sport jetzt anstellen soll. Das heißt, wo soll er hin, was braucht er alles, wer ist sein Ansprechpartner, wo ist vielleicht ein passender Verein? Vielleicht hat er auch Befürchtungen, ob er das überhaupt kann oder ob er vielleicht in der Gruppe ausgelacht wird“, so Kleinert.

Dieses fehlende Wissen aufzuarbeiten könne nur eine Beratung leisten – „und sei sie auch nur drei, vier Minuten lang“, so der Mitautor der Studie „Von der Arztpraxis in den Sportverein“. Die Wissenschaftler fordern, präventive Angebote – und somit auch das Rezept für Bewegung – sollten die gleiche finanzielle und auch politische Unterstützung wie Reha-Angebote haben.

Auf die besondere Effektivität von Ausdauersport bei Stress weist in diesem Zusammenhang die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) hin. Verschiedene Ausdauersportarten senkten nicht nur den Cortisolspiegel und den damit verbundenen Stresspegel, sondern sorgten für die Ausschüttung von körpereigenen Botenstoffen wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, hieß es aus der Fachgesellschaft.

Der DGSP-Experte Wilhelm Bloch rät konkret zu 150 Minuten pro Woche moderater sportlicher Bewegung im Form von Ausdauersport. Wichtig seien Regenerationsphase nach jeder Sporteinheit, damit der Körper nicht zusätzlich gestresst werde. „Hält man sich an dieses Konzept,  kann man körperlichen Langzeitschäden, die durch chro­nischen Stress ausgelöst werden, vorbeugen und die körperliche Leistungsfähigkeit langfristig erhalten“, so die Fachgesellschaft. © hil/aerzteblatt.de

 

 

03/07/2017 Ärzteschaft
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